Der Rücken schmerzt. Schon wieder. Ich werde alt.

Ich stütze mich auf den Besen, lege den Kopf auf die Hände. Einfach mal durchatmen.

Die schwere süße Luft des Kaffees mischt sich mit den ersten Zeichen des nahenden Herbstes — mildere Temperaturen und ein kühler Windzug, der durch die Gassen streift und dabei Blätter und Abfälle umherwirbelt. Achtlos weggeworfene Dinge, doch ohne sie hätte ich keine Anstellung. Ich putze jeden Abend die Straßen vorm Café de Fleurs. Ein einfältiger Schuppen, aber stimmungsvoll. Das gedämpfte Licht der matten Lampen durchdringt allabendlich das milchige Glas, das zur Straße mündet. 

Ich bin zu alt für diese Arbeit, dieses immer gleiche Kehren. Aber ich genieße es auf sentimentale Weise. Ich liebe es, die Menschen zu beobachten, die hier ein– und ausgehen. Meistens junge Leute, denen man das Leben noch ansehen kann. Sie lachen und rauchen unzählige Zigaretten, sie denken nicht an morgen. 

Neulich entdeckte ich zwischen einigen Stühlen einen Zigarettenstummel, der rosa gefärbt war wie eine überreife Himbeere. Ein Modeprodukt, sicher auch etwas kitschig, aber er erinnerte mich an die Zeit, als ich noch jung und unbekümmert war. Ich hatte immer eine Schwäche für das Besondere. Für das Dekadente, für das Aufregende. Eine Erinnerung schießt mir in den Kopf, während ich so auf meinen Besen gestützt lehne. In der Ferne höre ich noch den dumpfen Lärm aus den Straßen, Stimmengewirr und Musik, doch ich blende sie aus und tauche ein in die Vergangenheit.

Ich bin bereit, sage ich selbstbewusst, doch natürlich mache ich mir etwas vor. Was ich vorhabe, kann schiefgehen. Dennoch. Ich habe mich entschieden. Ich werde jetzt keinen Rückzieher machen.

Meine Füße sehen furchtbar klein aus auf den schmalen Holzbrettern, sie werden nur von ein paar ledernen Riemen gehalten. Ich wollte schon immer mal zum Skifahren gehen. Aber ich hatte nie das Geld, um die Stadt zu verlassen. Ich kenne nichts von der Welt als das, was ich in Zeitschriften und Anzeigen gesehen habe.

Doch egal, dachte ich mir. Das soll mich nicht aufhalten.

Meine Hände packen das Seil, ich gehe in die Hocke. Etwa drei Meter vor mir steht Pierre mit seinem Roller. Er trägt seinen besten Hut. Es ist ein feierlicher Anlass, hat er gesagt. Heute bieten wir der Stadt etwas Neues. Er hat gegrinst und einen letzten Zug von seiner Zigarette genommen. Und heute sind wir hier, mitten im Zentrum der Stadt, umgeben von einigen ratternden Automobilen.

Pierre steigt auf seinen Roller, an dem ein Seil befestigt ist, dessen anderes Ende ich fest umklammert halte. Hier stehe ich nun. Holzskier unter meinen Füßen, ein Seil in meinen Händen, Pierre auf seinem Roller vor mir. Er wird mich über die Straße ziehen. Alle werden uns anstarren, als seien wir verrückt, doch das ist es uns wert. 

An diesem Tag fühlte ich, dass uns nichts und niemand aufhalten konnte.